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  • kloederbusch

Das was Körpersprache für mich bedeutet, ist Bezeichnung von Ehrlichkeit in ihrer Einzigartigkeit

geschrieben von Jovana Petrovska


Ich bin begeistert von der eigenen Körperunterhaltung der Menschen.

Das Thema Körpersprache weckt seit längerer Zeit Interesse bei mir. Es ist ein Thema, in welchem ich tiefer eintauchen möchte. Ich bin von Menschen fasziniert, die einfach sie selbst sind. Fokus meiner Begeisterung ist die Aufnahme der Unterhaltung des Menschens mit seinem Körper. Es ist ein Wunsch, mich von der Geschichte eines Körpers bewundern zu lassen. Die Bedeutung, die dahinter steckt, zu erkennen. Zu beobachten wie der Körper sich darstellt, welche Auswirkungen er hinterlässt. Welche Nachrichten gesendet werden können, welche Texte geschrieben werden können, welche Theaterstücke gespielt werden können, welche Choreografien getanzt werden können.


Körpersprache bzw. Körpergesten


Der Körper hat seine eigene Körpersprache, die aus einzigartigen Körpergesten entsteht. Es werden Gesten im Alltag performt. Diese Gesten, meiner Überzeugung nach, bieten die Gelegenheit denselben Körper kennen zu lernen und möglicherweise seine versteckte Geschichte verstehbar zu lesen.


...Von nun an und solange wir unter diesem Zauber der Selbsterkenntnis bleiben, leben wir nicht nur, sondern spielen auch; wir komponieren und spielen unsere gewählte Rolle, wir tragen den Kothurn der Überlegung, wir verteidigen und idealisieren unsere Leidenschaften, wir ermutigen uns in beredter Weise, zu sein, was wir sind, pflichtbewusst oder zynisch, sorglos oder streng; wir halten Monologe (vor einem imaginären Publikum) und wir hüllen uns in die Robe unserer unveräußerlichen Rolle...Das Porträt, das wir so zeichnen und als unsere wahre Person hinstellen...


George Santayana (1)


Die Teile des Körpers kommunizieren miteinander, wodurch eine Choreografie zur Welt kommt. Sie kommunizieren unsere Erfahrungen. Sie fördern unsere Emotionen bzw. Gedanken und ermutigen, dass sie einfach physisch und körperlich übersetzt werden können.


Sammy Molcho, der weltberühmte Pantomime, geht noch einen Schritt weiter und sagt: „Körpersprache ist deutlicher als Worte. Jede innere Bewegung, Gefühle, Emotionen und Wünsche drücken sich durch unseren Körper aus.“


Körpergesten sind besonders effektiv, weil sie sich sowohl ähneln als auch abbilden, aber auch Handlungen verkörpern. Die Sprache des Körpers stellt sich nicht nur als ein stärkeres Tool zur Äußerung der Gedanken dar, sondern weist uns auch meistens auf essenzielle Informationen hin, etwas was Wörter nie ausdrücken können. Gesten haben die Fähigkeit eine Menge von Bedeutungen direkter als die Sprache abzubilden und Konzepte kongruent darzustellen. Damit wurde ein Art von Kommunikation, Austausch und Verständigung gekennzeichnet.


Zur Gestaltung und Entstehung einer Körpersprache nehmen alle Extremitäten des Körpers teil. Besonders bemerkbar sind aber die Gesichtsmimiken. Alle Geheimnisse können dadurch entdeckt werden. Wir sagen kein verbales Wort wenn wir verzweifelt, traurig oder froh sind, sondern greifen zuerst nach eine Mimik, eine Geste. Die Körpersprache redet für uns. Egal wie sehr wir etwas verstecken wollen, der Körper und seine Sprache werden immer alles verraten.

Versuchen sie uns zu verwirren oder zu überzeugen?

Stimmt es, dass unsere Körpergesten unsere Persönlichkeit definieren?

Erzählen sie wahre Geschichten über unsere Gefühle, Emotionen, Zustände, Stimmungen, Wünsche, Erwartungen oder versuchen sie, sie zu verbergen?

Produzieren wir sie oder lassen wir sie geschehen?

Sind wir uns unserer Körpergesten bewusst und sind sie sich uns bewusst?

Die Körpergesten sind die Buchstaben des Alphabets der Körpersprache. Aber es ist doch eine Sprache, die aus keine Grammatikregeln besteht, was es leichter fällt, es als einzigartig zu bezeichnen. Somit, definiert diese Einzigartigkeit eine Sprache, die nur zu einem einzelnen Körper gehört. Dadurch schreiben wir unsere Geschichte mit Hilfe unserer einzigartigen Körpersprache. Wir bilden zuerst aus Buchstaben Wörter, dann Sätze, die unsere Geschichte schreiben. So komme ich wieder auf den Satz am Anfang zurück: „... die versteckte Geschichte des bestimmten Körpers verstehen zu versuchen”.


...Als menschliche Wesen sind wir allem Anschein nach Kreaturen mit variablen Impulsen, mit Stimmungen und Energien, die sich von einem Augenblick zum nächsten verändern...


Erving Goffman (2)


Wir als Menschen, als Schauspieler im Alltag fragen uns selbst, wie wir uns vor der Welt darstellen, indem wir uns darstellen. Erving Goffman schreibt in seinem Buch „Wir alle spielen Theater – Die Selbstdarstellung im Alltag“ über zwei verschiedene Arten von Selbstbettonung. Einerseits haben wir den Ausdruck, den wir uns selbst geben, anderseits ist der Ausdruck, den wir ausstrahlen. Die erste Art ist als eine traditionelle Kommunikation bezeichnet, welche Informationen den Vermittler und Empfänger verknüpfen. Der Bereich von Informationen der zweiten Art beschäftigt sich nicht nur mit der Verbindung zwischen dem Vermittler und Empfänger sondern vermittelt auch Informationen aus anderen Gründen, die mit dem Empfänger nichts zu tun haben. Seiner Meinung nach ist es bedeutend, dass die anderen von uns in einer bestimmten Weise beeindruckt werden. Manchmal erscheint dies unabsichtlich zu sein, aber gelegentlich auch mit Absicht geschauspielert.



Emotionale Sprache verbildlichen


“The root of emotions is the same for every human being”


„Ich suchte nach einer neuen Erzählung, um nicht befahrenen Straßen zu folgen. Ich habe mich gefragt, ob Emotionen eine Farbe haben und ob ich sie sehen kann“


Roselena Ramistella

Die italienische Fotografin Roselena Ramistella hat in 2019 ein Projekt über Dokumentation emotionaler Sprache angefangen. Sie fotografierte Flüchtlinge, deren Reise nach Sizilien, Italien führte.


Das daraus resultierende Projekt ist The Warmth: Eine Reihe von Videos, in denen die sich ändernden Pigmente der Gesichter und Körper von Menschen festgehalten werden, während sie ihnen Fragen zu ihrem Leben und ihren Erfahrungen stellt. „Ich suchte nach einer neuen Erzählung, um nicht befahrenen Straßen zu folgen. Ich habe mich gefragt, ob Emotionen eine Farbe haben und ob ich sie sehen kann “, sagt sie. Diese Idee veranlasste Roselena, eine FLIR-Wärmebildkamera zu verwenden - ein Gerät, das Infrarotenergie oder Wärme erfasst und in visuelle Bilder umwandelt.


“Für ihre Serie The Warmth dokumentierte die italienische Fotografin Roselena Ramistella die Geschichten von Flüchtlingen und Asylbewerbern in Sizilien mit einer Wärmebildkamera. Während die Farbtone ihres Körpers auf Fragen zu ihrer Vergangenheit und Zukunft antworten, bemüht sich ihr Projekt, das Unartikulierbare aufzuzeichnen.”


Worte von Phoebe West


Durch die Linse der Wärmebildkamera können wir die Reaktion eines Körpers beobachten, die normalerweise nicht sichtbar ist. Für Roselena war "die Chance zu sehen, wie sich die Farbe der Gesichter dieser Menschen entsprechend den Auswirkungen der Fragen auf ihr Leben ändert" der Schlüssel, um "Emotionen in all ihrer authentischen Stärke" zu sehen.


In gewisser Weise wirkt das Entfernen von Gesichtszügen eines Menschen reduzierend - die scheinbare Beseitigung der Individualität einer Person. Aber hier geht es bei der Reduzierung darum, auf etwas zuzugreifen und es zu zeigen, das durch Sprache nicht erreichbar ist. Ein

Versuch, das Unfotografierbare zu fotografieren, emotional zu erfassen und visuell zu artikulieren.




Körpergesten als Teil des Bewegungsmaterial in der Tanzproduktion „HIVEMIND“

vom MichaelDouglas Kollektiv


In der Tanzproduktion Hivemind werden Körpergesten als kleine Choreografien wiedergegeben. Man erfährt wie bestimmte Teile des Körpers, einen Tanz kreieren können. Diese Choreografien befinden sich in drei verschiedenen Szenen der Aufführung und umfassen drei unterschiedliche Segmente der Körpergesten.


Aufgrund der Mandala modelieren die sechs Hände der drei Performer einige geometrische Figuren, die sehr deutlich zu sehen sind. Diese sowohl laufende als auch stoppende Handbewegungen kreieren außergewöhnliche Illustrationen. Sie bilden eine Dimensionalität, eine Illusion, welches die Übergänge zwischen den Szenen beweglich fließend bezeichnet.


Die zweite Szene beschäftigt sich mit merkwürdigen Gesichtsgesten, die von repetierenden Körperbewegungen begleitet werden. Mit der Wiederholung der Körperchoreografie, wird die Aufmerksamkeit auf die Gesichtsgesten hingewiesen. Neun Runden der wiederholende Choreografie erfüllen diese Szene und lassen sich voneinander trennen. Jede Runde teilt ein konkretes Gefühl, eine exakte Emotion, aber auch ein geistiger Zustand mit. In dieser Szene unterscheidet man auch drei einzelne Ausdrucksweisen des Verstehens der betroffenen Gefühlslage, wеlche von den drei Tänzern vermittelt werden.

Am Ende des Tanztheaterstückes sind alltägliche Körpergesten zu sehen. Die Phrase, die sich mit bemerkenden alltäglichen Körpergesten bezeichnet, wurde durch Gesten gebildet, die der Körpersprache der Tänzern gehören. Eine Vielfalt von Gesten, die aus unterschiedliche Teile des Körpers produziert werden.



Wie kann man die Körpersprache speichern, um ein Archivgedächtniss für die Authentizität und Ästhetik von Körpergesten aufzubauen?


Mein Interesse zum Thema Körpersprache führte zum Antrieb meiner eigenen Rechersche. Durch Gespräche habe ich verschiedene Meinungen gesammelt, die vielfältige sowohl Aspekte als auch Argumente hervorgerufen haben und dazu beigebracht haben das Thema von mehrere Perspektiven anzusehen.

Mein Ziel dieses Projekts ist eine Menge von einzigartigen Körpersprachen zu lernen und dadurch ein Weg zu finden, um sie zu dokumentieren. Deswegen war der nächste Schritt für mich visuelles Material zu kreieren und dadurch ein Archiv von unterschiedlichen bunten Körpersprachen zu bilden. Diese Idee wurde als eine Aufnahme des Verhaltens von bestimmten Körpern realisiert, wie z.B. beim Gespräch bzw. Diskussion, aber auch tägliche Aktivitäten und Gewohnheiten. Aufgrund der Einzigartigkeit jeder einzelnen Körpersprache entwickelt der Prozess erfahrungsmäßig unterschiedlich. Tiefer im Hintersinn meiner Körpersprache bin ich auch eingetaucht.


Aus diesem Prozess bleibt für weitere Forschungen noch diese Frage offen: Kann die Authentizität einer bestimmten Körpersprache in ihrem Naturzustand durch Aufnahme dokumentiert werden?


Eigene Recherche zu Körpergesten


1. Jovana Petrovska, 2. Ander Ballarin, 3. Nai-An Chen, 4. Charlotte Werner



Literatur


(1) 2. Auflage, 5.-7. Tausend 1973; Wir alle spielen Theater, Die Selbstdarstellung im Alltag; R. Piper & Co. Verlag, München


(2) 2. Auflage, 5.-7. Tausend 1973; Wir alle spielen Theater, Die Selbstdarstellung im Alltag; R. Piper & Co. Verlag, München

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